Veranstaltung: | BAG Frieden 16.-18.4.2021 |
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Tagesordnungspunkt: | 1. Änderungsanträge zum Wahlprogram |
Antragsteller*in: | Karl-Wilhelm Koch (BAG Frieden, Del. RLP) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 10.04.2021, 20:45 |
Antragshistorie: | Version 1 |
A40NEU: Wiederbelebung des Iran-Atom-Abkommens
Antragstext
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Es ist zu begrüßen, dass sich die amerikanische Regierung wieder zum
Atomabkommen an den Verhandlungstisch mit dem Iran begeben will. Es ist jetzt
von entscheidender Bedeutung, dass die umfangreichen Inspektionen wieder
beginnen, da sie sicherstellen, dass der Iran die Entwicklung von Atomwaffen
nicht wieder aufnimmt. Grundvoraussetzung ist allerdings, dass die USA ihre
gescheiterte Politik des Maximum Pressure beenden, die Sanktionen zurück nehmen
und der Iran unverzüglich zu seinen Verpflichtungen aus dem Abkommen
zurückkehrt, die Anreicherung zurückfährt und die Inspektionen in vollem Umfang
Umgang zulässt.
Die Verhandlungen zum Atomabkommen dürfen die Bundesregierung jedoch nicht davon
abhalten, die schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen im Iran und dessen
aggressive Regionalpolitik klar und deutlich zu benennen.
Gelingt dies nicht, wird ein nuklearer Iran zunehmend zur unkontrollierbaren
Gefahr werden.
Begründung
folgt
Kommentare
Jan Schierkolk:
Ali Khademolhosseini:
die Rückkehr zu den Verhandlungen ist wichtig, aber JCPOA ist ungenügend und schenkt das Regime viele Freiheiten, hier möchte ich auch andeuten, dass das Regime derzeit sich in einer Situation der Instabilität befindet, und versucht durch kontrollierte Provokation Druck auf alle anderen Vertragsparteien aufzubauen. Allerdings alle Drohungen und Provokation-versuchen bis jetzt wurden von Israel entschärft. Iran ist militärisch und wirtschaftlich nicht in der Lage auf die Angriffe von Israel, die tief in des Landesterritoriums greifen zu antworten. Das Regime weiß, dass Israel weder Saudi-Arabien noch USA ist, wo sie ihren Raketen einfach abschießen können, ohne wirklich am Ende mit krisenhaften Reaktionen rechnen zu müssen. Israel ist dazu fähig darauf zu reagieren.
Um wieder mal zum Thema zurückzukommen, mit der JCPOA wurden viele Sanktionen aufgehoben, beispielsweise „2010/413/CFSP Artikeln 5(1)(a) and (c), 17(1) and (2)(a)“ wodurch Iran auch die Möglichkeit bekommen hat von europäischen Länder Teile für ihren Raketen zu kaufen. Es wurden vor fast Zwei Monaten in dem Golf von Aden in zwei Schiffen, fünf stück FlaRak (358SAM) gefunden, diese Raketen werden im Iran Produziert. Diese Raketen besitzen eine Turboluftstrahltriebwerk die von Firma ATM in den Niederlanden produziert wird. Diese Raketen waren auf ihrem Weg nach Jemen. Aber das ist ein Beispiel aus vielen, wo man sagen kann, dass JCPOA nicht gut und genug weitgehend verhandelt wurde. Das Problem mit der Intervention seitens Teherans ist nicht neu, wie du auch gesagt hast, das Regime hat damals im Jahr 1982 zum ersten Mal mit der Gründung der Hisbollah seine ersten Interventionen gemacht. Allerdings das Regime von heute ist nicht vergleichbar mit vor 39 Jahren. Der IS gab das Regime die ausreichenden Gründe und JCPOA das Geld für Investitionen in zahlreichen militanten Gruppen in Westasien. Iran führt durch die Quds-Einheit der islamischen Revolutionsgarde und mit von ihnen abhängige Milizen in mehreren Ländern Stellvertreterkrieg, und hat dabei Millionen Menschen Leid und Schmerzen verursacht. Jemen, Syrien, Irak, aber auch Iran sind deutliche Opfer des Regimes und aus diesem Grund äußere ich mich gegen eine Rückkehr zu JCPOA 2015.
Eine Rückkehr zu JCPOA 2015 wird das Regime wieder die Chance für die Aufrüstung geben und Millionen Menschen wieder mal Leid und Schmerzen verursachen, und die Menschenrechte wie seit der Begin (1979) mit den Füßen treten.
Wenn ich über die Opposition schreibe, meine ich nicht die Hardliner im Majlis, die sind ja aber auch keine Opposition, Opposition ist in deren eigenen politischen System bedeutungslos.
Da müsste ich auch sagen, dass das Regime in Augen viele Iraner*innen nicht legitim ist und die einfache Mehrheit der Bevölkerung findet der Verfassung als nicht legitim. Mehr dazu: https://gamaan.org/wp-content/uploads/2021/04/GAMAAN-Iran-Media-Survey-2021-English-Final.pdf
mit solchen Umständen kann als Opposition nur die Gruppe von den politischen Parteien in den Exilen gemeint sein, die die Welāyat-e Faqīh als nichtig und nicht legitim beachten.
Die Opposition ist grundsätzlich gegen die Rückkehr zu JCPOA oder irgendwelchen Verhandlungen mit den Mullahs, aber die sind sich auch einig, dass die 5 + 1 auf sie nicht hören wird, deshalb appelliert der Rat der Opposition Parteien für den Wandel (شورای مدیریت گذار) für folgende Forderung:
1. Bedingungslose und sofortige Freilassung von alle politischen Gefangen
2. Anerkennung der Bahaitum als eine religiöse Minderheit und Sicherung der Minderheitenschutz
3. Iran muss das Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (CEDAW) beitreten und es ratifizieren
4. Iran muss der UN-Antifolterkonvention beitreten und es ratifizieren
5. Iran muss Todesstrafe abschaffen
6. Iran muss ein unzensiertes und freies Internet für alle Bürger*innen versichern
7. Iran muss der Repression der LGBTQI beenden und entkriminalisieren
8. Iran muss der Bau, Forschung und Entwicklung von Raketen mit Feststofftriebwerk und Flüssigkeitstriebwerk beenden.
9. Iran muss der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) einen vollständigen Bericht über die früheren militärischen Dimensionen deren Nuklearprogramms geben und Forschung an den militärischen Demissionen des Programms völlig unterlassen.
10. Iran muss die Anreicherung stoppen und niemals die Wiederaufbereitung von Plutonium verfolgen.
11. Iran muss die Unterstützung für „terroristische“ Gruppen in Westasien, darunter die Hisbollah, die Hamas und den islamischen Dschihad beenden.
12. Iran muss die Souveränität der irakischen Regierung respektieren, und die Entwaffnung, Demobilisierung und Wiedereingliederung schiitischer Milizen erlauben.
13. Iran muss die militärische Unterstützung der Huthi-Rebellen beenden und auf eine friedliche, politische Lösung im Jemen hinarbeiten
14. Iran muss alle seine Streitkräfte aus Syrien zurückziehen
15. Iran muss die Unterstützung für die Taliban und andere „Terroristen“ in Afghanistan und der Region beenden, und die Unterbringung hochrangiger Al-Qaida-Führer einstellen
16. Iran muss die Unterstützung der Quds Einheit durch den islamischen Revolutionsgarde für „Terroristen“ und „militante“ Partner auf der ganzen Welt beenden.
Ich würde mich alle diese Forderungen anschließen, allerdings es ist mir auch sehr bewusst, dass viele diese Forderungen für das Regime nicht verhandelbar sind.
Für mich geht dein Antrag nicht weit genug, Menschenrechtsverletzungen klar zu benennen heißt lange nicht, dass bei den Verhandlungen der JCPOA konkret eine Rolle spielen sollen, und sie sollten eigentlich eine große Rolle spielen.
Thomas Schmidt:
ich unterstütze grundsätzlich alle 16 Forderungen Deines Katalogs des Wandels. Das ist nicht nur wünschenswert in einer fernen Zukunft, sondern all diese Punkte sollten konkrete politische Ziele eines Wandels sein, der hauptsächlich im Iran selbst - natürlich auch durch Unterstützung der internationalen Gemeinschaft - herbeigeführt werden muss.
Dennoch bin ich der Auffassung, dass die Bedrohung für die Region und die ganze Welt von der Entwicklung und Herstellung einer oder mehrerer Nuklearwaffen durch den Iran ausgeht, die absolut höchste Priorität haben muss. Der JCPOA ist - auch in seiner aktuellen Version - die bisher einzige realistische Option, um eine iranische Atombombe zu verhindern. Darin sind sich alle fachkundigen Experten einig. Selbst ein Militärschlag würde das Programm nur verzögern, um die Aktivitäten danach erst recht zu beschleunigen. Sicher können die Teilnehmerstaaten im Zuge der beginnenden Verhandlungen legitime Forderungen, wie z. B. die Anerkennung und Berücksichtigung der Sicherheitsinteressen Israels, Saudi Arebiens und der anderen Nachbarn des Iran, einbeziehen zu versuchen. M. E. führt der Weg zu einer Stabilisierung der Region und die Entschärfung dieser Bedrohung NUR über die Wiederinkraftsetzung der Bestimmungen des JCPOA. Und nur darüber sehe ich einen realistischen Weg zu einem notwendigen und erhofften Wandel im Iran.
Juergen Kurz:
so sehr ich auch Deine Forderungen verstehen kann, ich denke nicht dass man so etwas alles in einem Wahlprogramm unterbringen kann. All die Punkte sollte allerdings ein von GRÜNEN geführtes Aussenministerium im Blick haben wenn es sich mit dem Iran befasst.
Aussenpolitisch kommt man immer nur weiter wenn man nicht mit Maximalforderungen in die Öffentlichkeit geht. Die US Politik der vergangenen 4 Jahre mit dem maximalen Druck hat im wesentlichen nur dazu geführt, dass die Adressaten sich erfolgreich Einbunkern konnten.
Ich denke es ist gut und ausreichend wenn man, was das Thema im Programm aufruft. Fakt ist, das Wahlprogramm ändert im Iran leider nichts. Darum sollte es uns aber gehen.
Ali Khademolhosseini:
Ich auch genau wie du denke nicht, dass alle diese Forderungen ein Platz im Wahlprogramm haben können, deswegen habe ich auch keine ÄA gestellt. Fakt bleibt, dass ohne die Umsetzung diese Forderungen man zwar vielleicht das Atomprogramm verhindert, dennoch bleibt von dem Regime dargestellten Bedrohungen weiterhin gelten und es wird uns sehr wenig bringen.
Und ich stimme dir völlig zu, deshalb denke ich das so einen Antrag, der nicht genug weit geht, uns nichts bringt und aus diesem Grund nicht in das Wahlprogram in dieser Form vorkommen soll. Es spricht allerdings nichts dagegen, diese Forderungen in einer allgemeinen Form und als eine Leitlinie für unsern Beziehungen in das Wahlprogram vorkommt.
Abgesehen davon, der Bundestagsfraktion hat im letzten Oktober 25 Forderungen an der Bundesregierung gestellt, die für unsern Standpunkt viel mehr Sinn machen als die von mir aufgelisteten Forderungen.
https://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/225/1922561.pdf